Bekanntheit erlangt das heute noch existierende Jugendzentrum MK in der Sillgasse 8a, als es in den siebziger Jahren zum größten Jugendzentrum Europas aufsteigt. Zu Bestzeiten zählt es an die 1500 Mitglieder, Kinder und Jugendliche aus der Tiroler Landeshauptstadt und der nächsten Umgebung. Eng mit der MK verbunden ist der Name Sigmund Kripp, der die MK 1959 als 29-Jähriger übernimmt. Der Pater ist berühmt für seine offene Kultur- und Jugendarbeit, die bewusst mit den bis dahin tradierten Formen von religiösen Gruppentreffen bricht und stattdessen mit einer Pädagogik ohne Belehrung den Jugendlichen gegenübertritt. Unter seiner Leitung entwickelte sich die MK zu einer zweiten Heimat für viele Innsbrucker Jugendliche. Dank seiner unkonventionellen Methoden und Herangehensweise steht die MK schon bald für ein weltoffenes Haus, indem die Besucher_innen nicht nur einen Treffpunkt vorfinden, sondern sich in Theater, Fotografie und Film ausprobieren können.
Doch das Engagement Pater Sigmund Kripps bleibt nicht ohne Schwierigkeiten und führt zu einem der größten Kirchenskandale in der Geschichte Tirols und zu einem heftigen Kirchenstreit mit dem damaligen Bischof Rusch. Anfang der 1970er Jahre warnt er die Eltern während seiner Predigten, dass sie ihre Kinder nicht in die MK gehen lassen sollten. Endgültig eskaliert der Konflikt im Herbst 1973 nach dem Erscheinen von Kripps Buch Abschied von morgen, in dem er die Arbeit im Jugendzentrum beschreibt und sein Pädagogikverständnis erklärt. Im November wird der MK-Leiter abgesetzt. Als Reaktion auf seine Absetzung gibt es zahlreiche Solidaritätsaktionen wie z.B. Unterschriftenlisten mit mehr als 6000 Unterzeichnungen. Seine Abschiedsveranstaltung wird zu einer einzigen riesigen Solidaritätskundgebung, wo tausende Jugendliche, Eltern und Freunde anwesend sind.
In der Geschichte der MK ist das Jahr 1964 herauszuheben, denn es wird das John F. Kennedy-Haus eröffnet. Mitten im Stadtzentrum in der Sillgasse entsteht ein Platz für die Gruppen- und Sektionstreffen, ein Ort der Kommunikation. Im Keller wird das CIK, der Club im Kennedyhaus eröffnet, welcher Raum für Konzerte und Partys bietet. Später kommt noch die Bar HIK – Hochschüler im Kennedyhaus – dazu.
Schon sehr früh stellt die MK ebenso Proberäume für Musiker_innen zur Verfügung. Später bekannte lokale Bands und Musiker wie Isaiah, Stefan Costa, Florian Bramböck und die Capers hatten dort ihre ersten Proberäume. Aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten im Jugendzentrum erwähnen heute noch ältere Generationen die MK als einen ihrer wichtigsten Einflüsse ihrer Jugend. Viele heute als kritisch bekannte Menschen in Tirol, die ein „anderes“ Tirol repräsentieren, waren oft fleißige Besucher_innen der Marianischen Kongregation. Die MK entwickelt sich vor allem zwischen den 1960er und 1980er Jahren zu einer der wichtigsten Gegenwelten gegenüber den konservativen, teils reaktionären Haltungen in Tirol.
Nachdem Kripp die MK verlassen musste, wird das John F.-Kennedy-Haus in Sigmund-Kripp-Haus umbenannt. Der Einfluss von Kripp bleibt noch länger in der MK zu spüren und wird von seinen Nachfolgern weitergeführt, z.B. von Pater Josef Aigner, später von Pater Johannes König und in den 1980ern von Pater Richard „Ricci“ Plaickner. In den 1990ern wir das Angebot der MK weniger genützt, da es im Allgemeinen mehr Möglichkeiten für Jugendliche gibt. Die Jugendarbeit ist inzwischen aus dem Sigmund-Kripp-aus ausgezogen und das Gebäude ist abgerissen worden. Doch der Geist der MK ist immer wieder spürbar, nicht nur in den Erinnerungen vieler ehemaliger Besucher_innen.
Maurice Munisch Kumar
Quellen
Fallmann Rudolf: Katholische Jugend und Marianische Kongregation in Tirol 1938-1980.
Ein Spannungsfeld zwischen Erbe, Anpassung und Fortschritt. Innsbruck, 2011.
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