Der erste Versuch, ein offenes Studentenzentrum zu ermöglichen, erfolgt im Rahmen der Wahlen für die Katholische Hochschulgemeinde. Der dort gewählte Hochschulgemeinderat sollt in geeigneter Weise alle Katholiken repräsentieren, die an der Universität lehren und studieren. Neben der Katholischen Hochschuljugend (KHJ) und den Cartellverbänden (CV) tritt erstmals eine neue Liste an: Die Wahlgruppe Offenes Zentrum (OZ). Diese ist interessiert an den Räumlichkeiten der Hochschulgemeinde und will diese – im Falle eines Wahlerfolges - für alle möglichen Gruppen öffnen. Daher rufen sie durch persönliche Kontakte und durch Mundpropaganda dazu auf, dass alle möglichen Student_innen, egal welche Religion oder Staatsbürgerschaft sie haben, zur Wahl gehen sollen. Somit wählt erstmals eine breitere Schicht der Innsbrucker Student_innen den Hochschulgemeinderat. Die Wahlgruppe Offenes Zentrum (OZ) will einen Gemeinderat etablieren, der repräsentativ ist für die Innsbrucker Studentenschaft, d. h. vertreten durch Student_innen verschiedenster Gruppen, unabhängig von Religion und Staatsangehörigkeit. Die Idee, die mit dem neugewählten Gemeinderat umgesetzt werden sollte, war, Neues zu ermöglichen, Eigeninitiative zu fördern und Selbstverwaltung zu leben. So waren angestrebte Ziele von Seiten des OZ:
Größere Relevanz der Hochschulgemeinde an der Universität zu erlangen, 
z.B. durch die Angliederung der damals üblichen Flugblätter an die viel bekanntere Unipress;
Einrichtung eines dauernden Flohmarkts bzw. „second-hand-shops“;
Intensiverer Kontakt mit anderen Hochschulgemeinden;
Probeweise Einrichtung eines Kindergartens;
Einladung der verschiedensten Referent_innen.
Die damaligen Kanditat_innen der Wahlgruppe Offenes Zentrum sind: Agnes Büchele, Karl Golling, Gertrud Held, Johannes Kiffl, Ferdinand Lehmann, Bernhard Panhofer, Heribert Rauch, Volker Schönwiese sowie Hans Weiss.
Die Wahl findet am Montag den 12. und Dienstag den 13. Juni 1972 statt und wird mit überwältigender Mehrheit für die Wahlgruppe Offenes Zentrum (OZ) entschieden. Konkret heißt das: Sieben Vertreter der Liste OZ, drei Mitglieder der KHJ und ein Vertreter des CV werden gewählt. Sofort macht man sich an die Arbeit, um konkrete Veränderungen herbeizuführen. So sollt eine im Parterre befindliche Kapelle zum Kindergarten umfunktioniert werden, aus dem später tatsächlich ein Universitätskindergarten wird. Außerdem setzte man sich für eine stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Instituten ein. Darüber hinaus gibt es Referent_innen, die nach Innsbruck geholt werden und hier auch lehren. Weiters werden diverse Solidaritätskundgebungen und Sammlungen organisiert, z.B. für Amnesty International.
Der damalige Bischof Dr.Dr. Paulus Rusch setzt als Hochschulseelsorger der Universitätspfarre Dr. Peter Steidl ein, nachdem sein Vorgänger Peter Stemberger zurücktrat. Doch mit der Zeit kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen dem Seelsorger und den Student_innen. Denn das Programm ist zwar vielfältig, aber wird nicht nur von religiösen Gruppen gestaltet, sondern auch von klar antiklerikalen Gruppen. Das ist mitunter einer der großen Konfliktpunkte. Es kommt folglich auch zu Verboten, die Peter Steidl für manche Gruppen ausspricht, mit dem Ziel, sich nicht mehr in den Räumlichkeiten treffen zu dürfen. Die Unstimmigkeiten sind so groß, dass die Katholische Hochschulgemeinde Innsbrucks von den Bischöfen – im Rahmen der österreichischen Bischofskonferenz unter der Federführung von Dr.Dr. Bischof Rusch – aufgehoben und ihre Räumlichkeiten gesperrt werden. Die Schlösser werden in der Nacht vom 19. auf 20. Mai 1973 ausgetauscht. Die Gruppen stehen vor verschlossenen Türen und können die Räume für Arbeitskreise, Diskussionen, etc. nicht mehr benützen. In Folge kommt es zu Protesten und die Räumlichkeiten werden in einer Blitzaktion für sich wieder angeeignet und besetzt. Es werden folgende Forderungen aufgestellt:
Sofortige Öffnung des 3. und 4. Stocks
Übernahme der Verwaltung der Räume allein durch den Staat
Austritt der Kirche aus dem Vertrag durch Kündigung
Beschränkung der staatlichen Verwaltung auf technische Administration
Keine politische Kontrolle durch den Staat
Die ehemaligen Räume der KHG für alle Student_innen in Selbstverwaltung
Doch die Besetzung hält nur kurze Zeit und in einem Moment, als keiner der Aktivist_innen anwesend ist, werden die Schlösser erneut ausgetauscht und die Räumlichkeiten versperrt. Das bedeutet das Ende des ersten offenen Student_innenzentrums in Innsbruck. Das OZ ist von Anfang an ein Ort mit Raum für Diskussionen, Arbeitskreise, Kleinkunst, etc., all jenes, für das es sonst keinen Platz gibt. Folgende Gruppen und Arbeitskreise nutzen das OZ für sich:
Sozialarbeitskreis (Kranken- und Altenbetreuung)
Arbeitskreis Ethik
Selbsterfahrungsgruppe
Autogenes Training
Arbeitskreis für Information, Konfrontation und Kommunikation (Redaktion „Flugblätter“ – Organ der KHG)
Projektgruppe Heimeinrichtung
Arbeitskreis Kritische Medizin
Afrika- und Indochinakomitee
Verein Iranischer Studenten
Katholische Hochschuljugend
Muslimische Studenten
Evangelische Studentengemeinde
Internationale Kriegsdienstgegner
Verband sozialistischer Studenten
Kommunistischer Studentenverband
Demokratische Studentenbewegung
Gruppe Revolutionärer Marxisten
Gruppe Kritische Naturwissenschaften
Gruppe Philologie
Aktion Dritte Welt
Studentengruppe des ÖGB
ÖSU
Fachschaft Technik
Arbeitsgemeinschaft Psychologie
Basisgruppe Südtirol
Kommunistische Gruppe Innsbruck
Maurice Munisch Kumar
Links
> Innsbrucker Studentenbewegung 1967 bis 1974 - Text von Peter Goller 2011 auf der Website der Gaismair Gesellschaft