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OFF-Theater in Innsbruck

Was ich nur aus Erzählungen weiß, ist, dass es eine sehr aktive Bühne im Zentrum 107, Innrain 107, unter Volkmar Parschalk gegeben hat. Die ORF-Mitarbeiter wurden damals angehalten, sich kreativ und künstlerisch zu betätigen. So fanden Leute wie Axel Corti und Oswald Köberl den Weg auf die Bühne. Josef Kuderna und Günther Lieder waren die Jungen. Nach durchaus erfolgreichen und avantgardistischen Aufführungen, z.B. „Wind in den Zweigen des Sassafras“ von René de Obaldia, „Glückliche Tage“ und „Endspiel“ von Samuel Beckett, musste die Schauspieltruppe aus dem Zentrum 107 ausziehen, weil die Jungen „Change“ von Wolfgang Bauer auf den Spielplan gesetzt hatten. Die katholischen Betreiber konnten diese „Sauerei“ in ihrer Institution nicht zulassen. Die verfolgten und zensurierten Künstler sind mit großem Getöse ausgezogen. 

Josef Kudern und Peter Bloch gründeten 1971 darauf hin das „Theater am Landhausplatz“. Das Stück von Wolfgang Bauer wurde dann dort skandalträchtig gespielt. Das Theater am Landhausplatz produzierte mit ernsthaften, avantgardistischen Absichten weiter, um die Toleranzgrenze in diesem Land etwas zu verschieben und zu erweitern, wie Josef Kuderna einmal versicherte. Das off-Theater war eine gesellschaftlich engagierte Protestbühne, die sich für soziale Randgruppen einsetzte. Inge-Zacherl-Garzaner stand als erste „Nackerte“ in Innsbruck im Stück „Rozznjagd“ von Peter Turrini auf der Bühne. Das musste man gesehen haben! Es folgten 80 ausverkaufte Vorstellungen und das kleine Theater war damit etabliert und ein Begriff. Handwerkliche Differenzen, Unterschiede in den Qualitätsansprüchen, Streitereien, Ärgernisse und angehende Magengeschwüre ließen Josef Kuderna das Theater an Ernst Paar übergeben. Dieser leitete es fortan in ständigem Kampf mit der Kulturabteilung des Landes Tirol bis er 1982 aufgab und das Theater geschlossen wurde.

1976 ließ sich Josef Kuderna von Herbert Rock doch wieder überreden, für die Kulturtage des Sigmund-Kripp-Hauses das Stück „Magic Afternoon“ von Wolfgang Bauer zu inszenieren. Bei dieser Produktion habe ich mitgespielt. Ab jetzt bin ich Zeitzeuge. Der Theaterabend war ein voller Erfolg, aber wieder war es die katholische Obrigkeit, diesmal die Jesuiten, die sich daran gestoßen hatten, dass bei der Aufführung ein im Übermut erstochener Jugendlicher in einen Teppich eingerollt wurde. Sie haben weitere Aufführungen einfach verboten. Josef Kuderna ließ daraufhin seine Medienorgel ORF spielen. Man sprach wieder von Zensur und künstlerischer Freiheit. Und wieder wanderte ein Skandalstück von Wolfgang Bauer in das Theater am Landhausplatz, wo es auch dort, hervorgerufen durch den Wirbel, einige ausverkaufte Vorstellungen erlebte. Im Sigmund-Kripo-Haus hatte sich unter Josef Kuderna eine lose Theatergruppe gebildet. Da der Spielplan von Ernst Paar am Theater am Landhausplatz ohnehin löchrig vor sich hin kleckerte, kam unsere Theatergruppe auf die Idee, dort in Zeiten, in denen das Theater ohnehin leer stand, mitproduzieren zu dürfen. Das wurde uns versagt.

Es begann die Suche nach einem eigenen Theaterraum und wir wurden im Hof des Adolf-Pichler-Platzes fündig. Es wurde das "Innsbrucker Kellertheater“ gebaut und am 17. Oktober 1979 eröffnet. Ein paar Jahre später, als Ernst Paar das Theater am Landhausplatz aufgegeben hatte, fragte er noch bei uns nach, ob wir sein Theater nicht mitübernehmen wollten. Wir entwickelten ein denkbares Konzept. Wir wollten das Theater am Landhausplatz als Kindertheater führen, unter der Voraussetzung, dass Stefan Hackl diese Schiene übernimmt, der bis dort in diesem Theaterraum  schon erfolgreich Kindertheater produziert hat. Stefan Hackl hat abgesagt und so wurde das Theater am Landhausplatz geschlossen. Das dazugehörige Stöcklgebäude in der Salurnerstraße haben wir aber gerne als Probe- und Büroräumlichkeiten übernommen. 

Die ersten Produktionen des Kellertheaters ruckelten so recht und schlecht dahin. Es fehlte dem neugegründeten Theater ein richtiger Wurf. Erst nach einem halben Jahr gelang dem Innsbrucker Kellertheater mit Dario Fo „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ mit 55 ausverkauften Vorstellungen ein richtiger Knaller. Nicht nur, dass „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ das erste Stück von Dario Fo in Innsbruck war, spielte auch Tobias Moretti die Hauptrolle. Beides musste man damals schon gesehen haben! 

Elmar Drexel

muecke